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Mit Augentropfen Migräne lindern?

Betablocker werden bisher nur zur Prophylaxe von Migräneattacken eingesetzt. Für die akute Behandlung einer Attacke wirken sie zu langsam. Betablocker in Form von Augentropfen hingegen wirken schneller und werden damit auch für die akute Schmerztherapie bei Migräne interessant. 

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In der Schweiz und in Deutschland werden zur Migräneprophylaxe u.a. die Betablocker Propranolol (40 bis 240 mg) und Metoprolol (50 bis 200 mg) eingesetzt. In den USA werden auch Timolol-Tabletten eingesetzt. Die Verabreichung der Betablocker in Form von Tabletten hat einen verzögerten Wirkeintritt zur Folge, so dass sich diese Arzneimittelformen nur zur Prophylaxe, jedoch nicht zur Therapie von akuten Migräneschmerzen eigenen.

Timolol-Augentropfen wirken rasch

Hierzulande ist Timolol aus der Augenheilkunde bekannt. Allerdings nicht im Zusammenhang mit Migräne, sondern zur Behandlung eines Glaukoms (Grüner Star). Aus der Behandlung des Grünen Stars mit Timolol-Augentropfen weiss man, dass ein Teil des Timolols aus den Augentropfen nicht im Auge verbleibt, sondern über den Tränenkanal rasch in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Auf diese Weise gelangt Timolol direkt ins Blut, ohne wie die geschluckten Betablocker zuerst den Darm und dann die Leber passieren zu müssen, wo ein Grossteil der Wirkstoffe bereits abgebaut wird. Mit Timolol-Augentropfen können also rasch hohe Blutspiegel des Betablockers erreicht werden.

Warum sind Timolol-Augentropfen nun plötzlich auch bei Migräne interessant? Weil es einzelne Berichte darüber gibt, dass Timolol den akuten Schmerz einer Migräneattacke zu lindern vermag. Während die anderen Betablock zur Vorbeugung von Migräneanfällen eingesetzt werden, könnten Timolol-Augentropfen vielleicht zur Behandlung einer Attacke eingesetzt werden. Der Wirkstoff aus den Augentropfen gelangt rasch in den Blutkreislauf, was eine rasche Schmerzlinderung ermöglichen könnte.

Studie mit Timolol-Augentropfen bei Migräneattacken

Für das Team von Abraham Kurian des «Chaithanya Eye Hospital and Research Institute» in Indien, waren das genug Hinweise, um diesem Ansatz nachzugehen. In der zweijährigen randomisierten, verblindeten placebokontrollierten Crossover-Studie erhielten die Migräne-Patienten entweder Timolol-Augentropfen oder ein Placebo. Nach einem dreimonatigen Behandlungszeitraum folgte für jeden Patienten eine einmonatige Auswaschphase. Die letzten drei Monate wurden die Patienten auf die jeweils andere Behandlung umgestellt. So erhielt jeder Patient sowohl drei Monate lang Verum (die Timolol-Augentropfen) als auch Placebo.

Deutliche Schmerzreduktion

Bei den ersten Anzeichen einer Migräneattacke applizierten die Teilnehmer einen Tropfen des zugewiesenen Medikaments in jedes Auge. Anschliessend mussten die Teilnehmer ihren Schmerz anhand einer 10-Punkte-Skala bewerten. Die Forscher interessierte das Ausmass der Schmerzreduktion durch die Timolol-Augentropfen im Vergleich zu Placebo. Primärer Endpunkt war die Reduktion des Schmerz-Scores 20 Minuten nach der Anwendung der Augentropfen um 4 Punkte oder auf 0. Bei 82 % der mit Timolol-Augentropfen behandelten Migräneattacken konnte dieses Ziel erreicht werden, bei den mit Placebo behandelten Attacken waren es nur 14 %. Im Mittel konnte für Timolol über alle Patienten hinweg eine Reduktion des Schmerz-Scores um 5,98 (+/- 2,54) Punkte verzeichnet werden. Für Placebo lag diese bei gerade einmal 0,93 (+/- 1,37) Punkten.(1)
Die Behandlung mit Timolol-Augentropfen war ausserdem gut verträglich und entsprach den Erfahrungen, die man mit Timolol-Augentropfen bereits bei der Glaukom-Behandlung gemacht hat.

Augentropfen mit Potenzial

Die Ergebnisse dieser Studie sprechen für einen Einsatz von Timolol-Augentropfen bei Migräneattacken, müssen jedoch in grösseren Studien bestätigt werden. Sollte in Zukunft die Indikation für Timolol-Augentropfen um die Behandlung von akuten Migräneattacken erweitert werden, wäre das für Patienten sicher eine sehr willkommene Erweiterung ihrer Behandlungsoptionen.


Adaptiert nach D. Malonga Makosi, DAZ 2020, Nr. 50, S. 36, 10.12.2020


Literatur
1. Kurian A et al, Short-term Efficacy and Safety of Topical β-Blockers (Timolol Maleate Ophthalmic Solution, 0,5%) in Acute Migraine, JAMA Ophthalmology, 2020


Bild: AdobeStock/RFBSIP

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