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CGRP-Antikörper bei Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch 

Die Erweiterung der Migräne-Therapie durch einen CGRP-Antikörper wie Erenumab, Galcanezumab oder Fremanezumab kann zur Verringerung von Medikamentenübergebrauchkopfschmerz führen.

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Durch den übermässigen Gebrauch symptomatisch wirkender Medikamente bei akuter Migräne kann es zur Entstehung eines sekundären Kopfschmerzes kommen. Dieses Krankheitsbild wird als Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch (MOH [medication overuse headache]) bezeichnet. MOH ist charakterisiert durch 15 oder mehr Kopfschmerztage pro Monat sowie den Gebrauch von Analgetika oder nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAID) an mehr als 15 Tagen bzw. den Gebrauch einer Kombination aus Analgetika, Koffein, Triptanen oder Ergotaminpräparaten an mindestens zehn Tagen pro Monat.

Die Therapie besteht in der Regel aus dem Absetzen der übermässig eingenommenen Medikamente und dem Beginn einer präventiven Behandlung. In einigen Fällen ist aufgrund der Entzugssymptomatik zusätzlich eine Übergangstherapie mit Dihydroergotamin oder Prednisolon notwendig. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass der Einsatz monoklonaler Antikörper, die sich gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) richten, bei der Unterbrechung des Arzneimittelübergebrauchs und der Linderung der MOH effektiv sind. Die vorliegende Studie hatte deshalb die Untersuchung der Effektivität von CGRP-Antikörpern bei MOH zusätzlich zur Standardbehandlung zum Ziel.

Über die Studie

Bei der Studie handelt es sich um eine prospektive, randomisierte und offene Querschnittsstudie mit 172 brasilianischen Patienten, welche unter chronischer Migräne und MOH leiden. Von diesen Patienten befanden sich 52 in der Kontrollgruppe, die mit herkömmlichen pharmakologischen Medikamenten behandelt wurden. 114 Patienten wurden darüber hinaus mit CGRP-Antikörpern behandelt.

Alle Studienteilnehmer mussten die zuvor verwendeten symptomatischen Medikamente abrupt absetzen, anschliessend unterzogen sie sich einer fünftägigen Überbrückungsbehandlung mit Prednisolon oder Indomethacin. Ab dem sechsten Tag begann die Therapie mit den herkömmlichen präventiven Medikamenten. Zu dieser präventiven Medikation gehörten Betablocker, trizyklische Antidepressiva, Kalziumkanalblocker und Antikonvulsiva in Mono- oder Polytherapie.

Darüber hinaus bekamen die Patienten ein Rezept über ein Triptan und ein entzündungshemmendes Medikament, das maximal an zwei Tagen pro Woche eingenommen werden durfte. Zusätzlich zu dieser Therapie erhielten 114 Patienten einen CGRP-Inhibitor. Die Auswahl des Wirkstoffes konnten die Patienten selbst treffen. 27 von ihnen entschieden sich für die Einnahme von Erenumab, 40 für Galcanezumab und die restlichen 47 Patienten für Fremanezumab.

Verbesserung durch Behandlung mit CGRP-Antikörpern?

In der dreimonatigen Nachbeobachtungszeit kam es in beiden Patientengruppen zu einer Verringerung der Kopfschmerztage sowie der Schmerzmitteleinnahme. Es zeigte sich eine stärkere Verringerung der Kopfschmerzhäufigkeit sowie des symptomatischen Medikamentengebrauchs in der Patientengruppe, die zusätzlich die CGRP-Antikörper erhielt.

Bei den mit CGRP-Inhibitoren behandelten Patienten traten als unerwünschte Wirkungen in geringem Masse Verstopfungen bei der Einnahme von Erenumab sowie Schmerzen an der Injektionsstelle unter Galcanezumab-Therapie, Nasopharyngitis, unspezifisches Unwohlsein und Schwindel auf.

Kritikpunkte an der Studie

Mit nur 172 Patienten weist die Studie eine geringe Stichprobengrösse auf. Des Weiteren ist es möglich, dass durch die Auswahlmöglichkeit bei der präventiven pharmakologischen Therapie eine Verzerrung der Ergebnisse entstanden ist. Die Kosten der CGRP-Antikörper-Therapie mussten die Patienten selbst tragen. Nichtsdestotrotz liessen sich deutliche Unterschiede in der Gruppe mit zusätzlicher CGRP-Antikörper-Therapie im Vergleich zur Kontrollgruppe erkennen.

Wie sollte die Behandlung in Zukunft aussehen?

Die Ergebnisse bestätigen die bereits in einigen Studien gezeigte Verringerung der Kopfschmerzhäufigkeit und des symptomatischen Medikamentenverbrauchs durch eine zusätzliche Therapie mit CGRP-Antikörpern. Die Behandlung könnte deshalb bei Patienten mit chronischer Migräne und MOH sinnvoll sein. Allerdings sollte der positive Effekt durch weitere klinische Studien untermauert werden.

Ina Engemann

Quellen
https://www.gelbe-liste.de/neurologie/cprp-antikoerper-chronische-migraene-medikamentenuebergebrauch
Krymchantowski AV, Jevoux C, Krymchantowski AG, Silva-Néto RP. Monoclonal antibodies for chronic migraine and medication overuse headache: A real-world study. Front Neurol. 2023;14:1129439. Published 2023 Mar 3. doi:10.3389/fneur.2023.1129439

 

Bild: Adobe Stock/molekuul.be

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