Zahlen und Fakten, die schockieren: Wissenswertes für Arbeitgeber
Sind Sie Arbeitgeber oder führen Sie ein Team? Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich unter Ihren Angestellten bzw. Mitarbeitenden auch Menschen mit Migräne befinden. Wissen Sie, was diese Er-krankung für die Arbeitswelt bedeutet? Sind Sie sich des Leidendrucks dieser Menschen bewusst?
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- Migräne steht weltweit an zweiter Stelle der am stärksten beeinträchtigenden Krankheiten.1
- Unter allen Erkrankungen sind Kopfschmerzen die grössten Produktivitätsräuber.2
Die Gesundheitswissenschaftlern Prof. Donald C. Iverson und Dr. Wendy Lyncherarbeiteten ein Modell auf der Basis einer Metaanalyse von internationalen Forschungsdaten und bunddesdeutschen Prä-valenzdaten. Das Modell kommt zu dem Schluss, dass hauptsächlich 13 Gesundheitsprobleme zu Produktivitätsverlusten führen. Die Abbildung zeigt diese 13 Beschwerde- und Krankheitsbilder mit der höchsten Relevanz für Präsentismus und Absentismus.2 (Abb. 1)
- Der Produktivitätsausfall ist höher, wenn die Mitarbeitenden trotz Migräne zur Arbeit kommen, als wenn sie ein paar Tage zu Hause bleiben.2
Die durch Präsentismus verlorene Produktivität ist inzwischen mindestens doppelt so hoch wie die Einbussen durch Fehlzeiten – eine brisante Entwicklung, die Lösungen fordert. Die hohe Quote kann durch ein verzahntes betriebliches Gesundheitsmanagement reduziert werden.2 (Abb 2)
- Kopfschmerzen stehen unter den Top arbeitsrelevanten Beschwerden in der Schweiz.3 (Abb. 3)
- In der Schweiz berichtet die Alterskategorie 15 bis 45 Jahre überdurchschnittlich häufig von Kopf-schmerzen.3 (Abb. 4)
- Migräne tritt meist in den produktivsten Jahren auf (vom Teenageralter bis zum fünfzigsten Lebens-jahr). Die Erkrankung stellt weltweit die sechsthäufigste Ursache für Behinderung dar.1
- Trotz des erheblichen Leidensdrucks trauen sich viele Betroffene nicht, mit Kolleg:innen oder Vorge-setzten über ihre Erkrankung zu sprechen – aus Angst vor Stigmatisierung oder schlimmstenfalls dem Verlust des Arbeitsplatzes. Häufig zwingen sie sich, trotz starker Schmerzen zu arbeiten, ohne richtig leistungsfähig zu sein. Ihre Produktivität ist dann oft massiv eingeschränkt.4
- Ein Drittel der Migränepatienten gibt an, dass sie sich aufgrund ihres Zustands Sorgen um ihre lang-fristige finanzielle Sicherheit machen, und fast 45% befürchten, aufgrund ihrer Erkrankung ihren Arbeitsplatz zu verlieren.5
- Die Migräne stellt ein ernsthaftes betriebsärztliches Problem dar. Auf die Schweiz umgerechnet verur-sacht die Migräne vor allem indirekte Kosten von weit über 600 Millionen Franken jährlich. Das Ver-hältnis der direkten zu indirekten Kosten beträgt 1:13. Von den Kosten sind vor allem die Arbeitgeber betroffen.6
- Kopfschmerzen können über lange Spannen des Lebens auftreten, häufig über 40-60 Jahre. Sie füh-ren zu einem grossen Leidensdruck und zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und der Arbeitsfähigkeit.7,8
- Jeden Tag sind in der Schweiz 90’000 Menschen von Migräne betroffen. Täglich sind 10’000 Men-schen wegen Migräne arbeitsunfähig und bettlägerig.9,*
- Migräne ist die dritthäufigste Erkrankung der Welt (hinter Zahnkaries und Spannungskopfschmerzen) mit einer geschätzten globalen 1-Jahres-Prävalenz von 14,7%, also etwa einem von sieben Arbeit-nehmenden.10
- In der Schweiz leidet einer von sieben Menschen unter Migräne. Insgesamt ist mehr als eine Million Einwohner:innen betroffen.11,12
- Im Durchschnitt nehmen täglich rund 800’000 Schweizer:innen jeden Tag eine Kopfschmerztablette über Selbstmedikation.13,*
- Die Weltgesundheitsorganisation listet die Migräne auf Platz 1 der am schwersten behindernden Er-krankungen bis zum 50. Lebensjahr.14
- Migräne und chronische Kopfschmerzen sind der zweithäufigste Grund für kurzfristige Arbeitsunfähigkeit.15
* Zahlen auf die Schweiz umgerechnet
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Quellen:
1. https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/headache-disorders
2. Sascha Knospe. Präsentismus als Chance nutzen: Hintergründe, Daten,Lösungswege. https://arbeitsschutzdigital.de/DIEBG.05.2010.223
3. Ralph Krieger, Maggie Graf und Margot Vanis. Arbeit und Gesundheit 2012 Herausgeberin: SECO / Di-rektion für Arbeit / Arbeitsbedingungen
4. D'Amico D, Grazzi L, Curone M, Di Fiore P, Proietti Cecchini A, Leonardi M, Scaratti C, Raggi A. Difficul-ties in work activities and the pervasive effect over disability in patients with episodic and chronic mi-graine. Neurol Sci. 2015 May;36 Suppl 1:9-11. doi: 10.1007/s10072-015-2130-4. PMID: 26017503
5. Dawn C.Buse et al Impact of Migraine on the Family: Perspectives of People With Migraine and Their Spouse/Domestic Partner in the CaMEO Study. Volume 91, Issue 5, May 2016, Pages 596-611
6. Neubauer, Günter & Ujlaky, Raphael. (2002). Migräne — eine Volkskrankheit und ihre Kosten: Indirekte Kosten überwiegen. Pharmazie in unserer Zeit. 31. 494 - 497.
7. Steiner TJ, Stovner LJ, Katsarava Z, Andrée C. The impact of headache in Europe: principal results of the Eurolight project. The Journal of Headache and Pain 2014, 15:31.
8. Linde M, Gustavsson A, Stovner LJ, Andrée C. The cost of headache disorders in Europe: the Eurolight project. European Journal of Neurology 2012; 19:703–e43.
9. Göbel H (2012) Die Kopfschmerzen. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo, Hong Kong, Barcelona, Budapest. (Zahlen auf die Schweiz umgerechnet.)
10. Steiner TJ, Stovner LJ, Birbeck GL (2013) Migraine: the seventh disabler. Cephalalgia 33:289-290
11. Steiner TJ, Stovner LJ and Birbeck GL. Migraine: The seventh disabler. Headache 2013; 53:227–229.
12. Merikangas KR, Cui L, Richardson AK, et al. Magnitude, impact, and stability of primary headache sub-types: 30 year prospective Swiss cohort study. BMJ 2011; 343: d5076
13. Göbel, H., Heinze-Kuhn, K., Petersen, I. et al. Sektorenübergreifende schmerzmedizinische Versor-gung. Schmerz 27, 149–165 (2013). https://doi.org/10.1007/s00482-013-1307-0 (Zahlen auf die Schweiz umgerechnet)
14. Steiner, T.J., Stovner, L.J., Vos, T. et al. Migraine is first cause of disability in under 50s: will health politi-cians now take notice? J Headache Pain 19, 17 (2018). https://doi.org/10.1186/s10194-018-0846-2
15. https://schmerzklinik.de/weltkopfschmerztag-2020-kopfschmerzen-und-migraene-fakten/