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Dihydroergotamin: Ein uraltes Mittel wieder neu entdeckt  

Eine individuell angepasste stationäre Behandlung mit Dihydroergotamin zeigte sich in einer retrospektiven Studie bei Patienten mit refraktärer chronischer Migräne und kardiovaskulären Risiken als sicher und wirksam. Langzeiteffekte der Therapie sind nicht bekannt.

AdobeStock 557559279 wellphoto mit ANN LogoSeit Einführung der Triptane ist der Einsatz von Mutterkornalkaloiden bei Migräne in den Hintergrund getreten, weil ihre Wirksamkeit weniger gut belegt und das Risiko von Nebenwirkungen erhöht ist. Die aktuellen Leitlinien der deutschen empfehlen Mutterkornalkaloide nicht als Therapeutika 1. Wahl und nur ausnahmsweise bei Akuttherapie der Migräne; sie können bei Patienten mit langanhaltenden Kopfschmerzen in Betracht gezogen werden [1].

Dihydroergotamin in den USA

Aufgrund des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses gibt es in der Schweiz und in Deutschland keine zugelassenen Arzneimittel mehr, die Dihydroergotamin (DHE) enthalten [2]. In den USA ist der Wirkstoff zur Akuttherapie der Migräne zugelassen. Im Jefferson Headache Center in Philadelphia (JHC) wird intravenöses DHE stationär bei Patienten mit refraktärer chronischer Migräne (rCM) eingesetzt [3].

Achtung: Kardiologische Kontraindikationen

DHE ist jedoch bei Migräne-Patienten mit ischämischer Herzkrankheit und bei koronaren Vasospasmen kontraindiziert. Es ist bislang nicht geklärt, wie sicher DHE bei anderen kardiovaskulären Risiken ist. Ein Team um Professor Dr. Stephen Silberstein, Direktor des JHC, untersuchte nun in einer retrospektiven Kohortenstudie mit zentrumseigenen Daten wie sicher, verträglich und effektiv repetitives intravenöses DHE bei rCM-Patienten mit unterschiedlichem kardiovaskulärem Risko ausser den spezifischen Kontraindikationen ist.

Kardiovaskuläres Risiko der Patienten

Das kardiovaskuläre Risiko der Patienten wurde über den ASCVD-10-Jahres-Risk-Estimator der American Heart Association und des American College of Cardiology, der die Entwicklung eines ersten Ereignisses im Zusammenhang mit einer atherosklerotischen, kardiovaskulären Erkrankung eines Patienten schätzt, kalkuliert. Die Teilnehmer wurden bei einem ASCVD-10-Jahres-Risk-Score <5% der Kohorte mit niedrigem Risiko und die mit ≥5% der Kohorte mit erhöhtem Risiko zugeordnet.

Behandlungsprotokoll des Kopfschmerzzentrums

Das JHC-Kopfschmerzprotokoll umfasste neben der wiederholten intravenösen Gabe von DHE auch die Applikation verschiedener weiterer Arzneimittel (z.B. Lidocain, Methylprednisolon, Magnesium, Neuroleptika, Antiemetika, usw.). In den Studienkohorten wurde DHE bis zur höchsten tolerierten Dosis oder bis zu 1mg alle 8 Stunden auftitriert. Während des Krankenhausaufenthalts wurde die Medikamentenprotokolle täglich an die Schmerzen und das Auftreten unerwünschter Ereignisse angepasst.

Langzeiteffekte bleiben unbekannt

Trotz der Unterschiede zwischen den beiden Risikogruppen hat die retrospektive Studie nach Ansicht der Autoren gezeigt, dass die intravenöse DHE-Behandlung verträglich und effektiv bei der Behandlung von rCM war. Die Patienten mit dem erhöhten ASCVD-Risiko tolerierten die DHE i.v. ohne klinisch signifikante kardiale Nebenwirkungen oder EKG-Veränderungen und erzielten dabei signifikante Raten bei der Schmerzreduktion. Die Autoren empfehlen prospektive Studien, um die Langzeiteffekte von DHE bei rCM-Patienten mit kardiovaskulärem Risiko hinsichtlich Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit zu evaluieren.

Quellen
Barbara Welsch. Dihydroergotamin bei chronisch refraktärer Migräne. Gelbe-Liste.de. www.gelbe-liste.de/neurologie/dihydroergotamin-chronisch-refraktaere-migraene; zuletzt aufgerufen am 29. November 2023

1. Diener et al. (2022): Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. DGN Leitlinien (Aufruf 01.10.2023)
2. Bundesinstitut für Arzneimittel und Risikoprodukte (BfArM), Hinweis, 22.02.2022
3. Wang et al. (2023): Safety, tolerability, and effectiveness of repetitive intravenous dihydroergotamine for refractory chronic migraine with cardiovascular risk factors: A retrospective study. Headache 00: 1-8. DOI:10.1111/head.14636

Bild: fred/Adobe Stock

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